Victoria Martini / Vom Verblassen der Bilder

Vernissage Freitag den 16.08.24 19:00 Uhr.

Öffnungszeiten
So. 18.08.  16:00-19:00 Uhr
So. 25.08.  16:00-19:00 Uhr
So. 01.08.    16:00-19:00 Uhr

Finissage Samstag den 07.09.24 19:00 Uhr
(Gespräch mit der Künstlerin)

Ansonsten jederzeit von Aussen einsehbar!!

www.victoriamartini.net

Victoria Martini nutzt in ihrer Kunst ein eher unkonventionelles Medium: die Handstickerei. Diese traditionelle Technik, häufig mit häuslicher Handarbeit und historischer Textilkunst verbunden, hat Martini in über 20 Jahren zu einem Werkzeug für die Erkundung und Darstellung menschlicher Erfahrungen und sozialer Fragestellungen weiterentwickelt.In Ihren Arbeiten thematisiert sie aktuelle politische und gesellschaftliche Themen unter anderem der immer sichtbar werdenden Auswirkungen von Globalisierung auf unsere Natur als auch der Digitalisierung unseres Lebens. Durch die aufwändige Technik der Handstickerei schafft sie einen Kontrapunkt, reflektiert Ereignisse und gibt ihnen auch auf einer zeitlich erfahrbaren Ebene ihren Raum zurück.

Victoria Martini – Vom Verblassen der Bilder

Im Jahre 1919 veröffentlichte Sigmund Freud einen Text über „Das Unheimliche“. Interessant daran erscheint, wie Freud die Bedeutungsherkunft des Unheimlichen nachvollzieht.
Zunächst war der Begriff heimlich gleichbedeutend mit heimisch, also vertraut. Da sich das in diesem Sinne Heimliche aber verdächtig dem Blick der Öffentlichkeit entzieht, entwickelte der Begriff seine uns heute geläufige, negative Konnotation. Das eigentlich Vertraute, Heimeliche, näherte sich mehr und mehr seinem Gegenteil an, dem Unheimlichen. Freud erläutert in seinem Text, dass der Umkehrschluss des Unheimlichen nicht das Gegenteil des heimlichen/heimeligen ist, sondern das das Unheimliche aus dem Vertrauten/Heimischen entsteht. Der Moment, in dem sich in uns Vertrautes in Unheimliches verwandelt, ist bedeutsam für das Thema der Serie „Vom Verblassen der Bilder“.

Die im Jahr 2016 begonnene Serie von Naturkatastrophen sollte damals ein Sinnbild des subtilen Gefühls der Bedrohung durch Nachrichtenströme sein und ist ein paar Jahre später schon Zeichen einer für uns alle näherrückenden bedrohlichen Lage geworden – dem durch uns Menschen verursachten Klimawandel.Im Zeichen der Globalisierung in welchem sich die Dinge scheinbar für uns öffnen und wir mehr Einblick in das Geschehen der Zeit nehmen können, zeigt sich unsere Welt entfremdet, denn die Beschränktheit unseres eigenen Handlungsspielraumes wird uns mit dem Blick durch die mediale Berichterstattung bewusst. Die Flut an Bildern die täglich über unsere Bildschirme laufen, scheint überwältigend. Wir sind umzingelt von unheimlichen Bildern, die auf allen Kanälen in unser Heim, in unser Heimliches, drängen. Eine Nachricht reiht sich an die nächste, so ist der Titel der Serie auch unserer menschlichen Natur geschuldet, diese Schreckens-Bilder verblassen zu lassen.

Victoria Martini beschäftigt sich schon seit mehr als 20 Jahren mit der Stickerei. Inspiriert werden Victoria Martini‘s Bilder durch alte botanische Illustrationen, Comics und Cartoons, aber auch Druckgraphische Werke alter Meister und anderer kunsthistorischer Quellen. Bilder werden collagiert und verfremdet, in Ihren Proportionen verzerrt und so in einen neuen Kontext gesetzt. Ihre Werkgruppen widmen sich häufig den Zyklen des Lebens, dem Werden und Vergehen, die durch den Lichteinfall auf das Bild selbst dem zyklischen Prozess des Lichtes (Tag und Nacht) beeinflusst werden. So erscheinen die Bilder der Serie „Vom verblassen der Bilder“ in jedem Licht anders, schillernd und schimmernd und verändern sich im Laufe des Tages und beschreiben damit den Zyklus eines Tages und den Lebenszyklus allen Natürlichen. Victoria Martini hat freie Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, studiert und war an zahlreichen Ausstellungen in Galerien und Museen beteiligt.