»oK.v008 Milieu Revisited«

Video-, Raum- und Klanginstallation
4-Kanal HD Video, 2-Kanal Audio
Verschiedene Netzgewebe
Laufzeit 11:00 MIn
Musik: Markus Muench
atelierRose
Schondorf am Ammersee
Eröffnung: 12.04.2024
13.04. - 05.05.2024

Mit „oK.v008 Milieu-revisited“ hat der Multimedia-Künstler Joerg Staeger eine Installation speziell für das atelierRose gestaltet. Skulpturale Projektionsflächen schaffen darin einen immersiven Erlebnisraum. Die Besucher sind umgeben von Staegers Videoprojektionen und der Musik des Münchner Avantgarde-Komponisten Markus Muench. In diesem Bild- und Klangraum wird Milieu – im Sinne einer prägenden Umgebung – sinnlich erfahrbar.

Milieu – All I have is Distance

„Was mir gehört, ist in erster Linie mein Abstand, ich besitze nur Abstände.“ (Deleuze/Guattari)

„Milieu“ betitelte Video- und Konzeptkünstler Joerg Staeger seine Arbeit 2012, um heute im Atelier Rose in Schondorf am Ammersee dem ursprünglichen Werk auf ein neues zu begegnen. Es erneut zu inszenieren und interpretieren.

Der Begriff "Milieu" allgemein definiert die Gesamtheit der natürlichen und sozialen Lebensverhältnisse innerhalb eines Systems von Relationen und Kontexten unterschied-licher Ausprägungen.

Der Kerngedanke von Staegers „Milieu“ orientiert sich jedoch an Erkenntnissen, die in „1837, Zum Ritornell“ (in „Tausend Plateaus“) vom Philosophen Gilles Deleuze in Zusammenarbeit Félix Guattari zu einer Neuformulierung des Milieu-Begriffs geführt haben.

„Milieu“ definieren die Autoren dabei als einen Block aus Raum und Zeit, der durch periodische Wiederholung der Komponenten gebildet wird. Milieus wechseln daher unentwegt, gehen ineinander über und sind offen fürs Chaos, heißt es dort. Das einzige Gegenmittel ist der Rhythmus, der wiederum mit dem Chaos einen Bereich teilt: Den Übergang zwischen den Zuständen, also den Raum zwischen zwei Milieus, in dem wechselseitige Codierung stattfindet.

Der Zwischenraum zwischen Ordnung (Rhythmus) und Chaos wird als Prinzip in der Rauminstallation „Milieu“ von Jörg Staeger inszeniert. Die Installation von Jörg Staeger ist als Licht- und Klangskulptur erlebbar.

Durch Videoprojektionen wird diese Skulptur aus lichtdurchlässigem Gewebe mit bewegten Bildern durchdrungen, sie fängt sie auf, lässt sie aber zugleich passieren, um sich in weiteren Schichten mit weiteren Projektionen zu neuen Ansichten zu verbinden.

Der Atelier-Raum lädt  Besucher dazu ein, die Raumskulptur zu begehen, Teil von Projektionen und Klang zu werden. Projiziert werden keine reellen oder festgefügten Bilder. Es sind einfachste grafische Formen und Strukturen in Schwarzweiß, nach programmierten Regeln generiert, gesteuert von den Sounds des Komponisten Markus Muench.

Die Komposition "Materie IV" molekularisiert die Klang-materie. Muench greift den Gedanken von Dauer und Intensität in seiner etwa achtminütigen Komposition analytisch auf. Fieldrecording-Klänge wurden mikrotonal zerlegt und in einen neu geordneten Zustand gebracht. Diese systemische Musik wird in 4-Kanal-Surround-Beschallung präsentiert und steht in direkter Synchronität mit der visuellen Darstellung von Ordnung und Chaos.

Dabei verschmelzen Klänge und Bilder zu einem erlebbaren Prinzip. Zusätzliche Reize sind auf ein Minimum reduziert.

Der Ort / atelierRose

Der Ort spielt für Staeger's Projekte immer eine Rolle. Ort und Raum dienen als Vehikel, als Gefäß, als Bezug. Das atelierRose ist in erster Linie ein historisch geprägter

Spielort, der Arbeitsplatz eines Künstlers. Der Atelierbau stammt aus den frühen 1930er Jahren des 20. Jahrhunderts und diente Walter Rose, dem jüngeren Bruder von Heinz Rose, bis zu seinem Tod 1964 als Wirkungsstätte. Das atelierRose wird mittlerweile ebenfalls als Ausstellungsraum und für ein Artist-in-Residence Programm genutzt.
Zweifelsohne erinnert der Bau an einen Schuppen, eine Baracke. Eine aus verfügbaren Materialien notdürftig erstellte Behausung als Schutz gegen die Witterung, errichtet für die Arbeit eines Künstlers. Durch seine einfache, funktionale Architektur vermittelt der Bau Konzentration auf Wesentliches. Diesen Charakter nutzt Staeger als Schwelle zu seiner Arbeit. Die Installation nimmt den zentralen Atelierraum ein und führt den Zuschauer in ein immersives, unbekanntes Milieu. Man kommt von draußen und kehrt nach dem Besuch auch wieder in die Außenwelt zurück.