In der mehrkanaligen Videoinstallation werden Klang- und Bildmaterie neu miteinander verbunden. Es entsteht ein Fluss von Wahrnehmung und Bewusstsein, der auf das intuitive Verständnis fundamentaler Zusammenhänge hinweist. Ereignisse und Kräfte im Wandel, die unsere Welt prägen, werden sichtbar und erlebbar, wodurch tiefere Schichten des Erlebens erreicht werden können.
Der Ort spielt eine entscheidende Rolle:
Der Kunstraum raumB1, direkt neben dem Uttinger Bahnhof gelegen, ist aufgrund seiner leicht zugänglichen Lage besonders attraktiv für die Öffentlichkeit. Mit einer Größe von 4 x 6 Metern ist der Raum zwar eher klein, was die Videoinstallation vor große Herausforderungen stellt, gleichzeitig aber eine Verdichtung von Bild und Ton ermöglicht. Staeger nutzt die Rückwand mit zwei Projektoren und installiert drei transluzente Flächen im Raum, die jeweils von einem separaten Projektor bespielt werden. Diese Anordnung schafft eine immersive und konzentrierte audiovisuelle Erfahrung.
Der Raum kann während der Ausstellung nicht von Besuchern betreten werden. Das Publikum bleibt ‘ausgeschlossen’, während die künstlerische Arbeit ‘eingeschlossen’ ist eine bewusst gewählte Anordnung. Durch die große Fensterfront erhält man dennoch einen guten Einblick. Das ausladende Vordach bietet Schutz bei schlechtem Wetter und ermöglicht es, den Klang nach außen zu tragen. Während im Inneren alles Wesentliche stattfindet, steht der Betrachter außen und nimmt visuelle und akustische Eindrücke auf, ohne jedoch direkt Teil des Geschehens zu sein. Der Künstler nutzt diese Außenperspektive, um ein Dilemma der menschlichen Wahrnehmung in seine Arbeit einzubeziehen: Die Distanz zwischen Beobachter und Kunstwerk betont die Grenzen des unmittelbaren Erlebens und lässt den Betrachter über seine eigene Wahrnehmung reflektieren.
Wo entsteht Bewusstsein? Wie verlässlich ist unsere Wahrnehmung? Oder ist alles lediglich eine stets neue Anordnung neuronaler Fragmente, die eine mentale Erscheinung formen?
„Die Hauptwurzel ist verkümmert, ihr Ende abgestorben; und schon beginnt eine Vielheit von Nebenwurzeln wild zu wuchern. Hier erscheint die natürliche Realität als Verkümmerung der Hauptwurzel; gleichwohl besteht ihre Einheit als vergangene, zukünftige oder als mögliche fort. Man muss sich fragen, ob nicht Geist und Reflexion diesen Zustand dadurch ausgleichen, dass sie ihrerseits eine noch umfassendere verborgene Einheit oder eine erweiterte Totalität verlangen.“
Gilles Deleuze & Felix Guattari „Rhizom“